Oderbruchbahn - Radweg



Der Oderbruchbahn-Radweg (mit vier Sternen ausgezeichnete ADFC-Qualitätsradroute) verläuft durch die reizvolle Naturlandschaft des Oderbruchs, durch typische Oderbruchdörfer, von Fürstenwalde und Müncheberg bis nach Wriezen.
Das Oderbruch-Gelände ist eben. Äcker, Wiesen und Baumgruppen sowie Wasserläufe bestimmen die Landschaft.
Mit seinen zahlreichen Oderarmen und Seen sowie den Trockengebieten ist das Oderbruch idealer Lebensraum für eine artenreiche Tierwelt und auch Durchzugs- und Rastgebiet zahlreicher Vogelarten.

Die Streckenführung orientiert sich stark an dem einstigen Verlauf der Oderbruchbahn, einer Kleinbahntrasse (1912 Fertigstellung), die im Oderbruch Städte, Dörfer, Fabriken und Güter mit den großen Staats-bahnen verband und so etwa sechzig Jahre lang die wirtschaftliche Entwicklung der Region mitbestimmte.

Oderbruchbahn
Klbf Neu-Lewin (Typenbau) - 1913; 1952 durch Funkenflug abgebrand


Die rund 130 km lange Strecke führt überwiegend über asphaltierte Radwege und abschnittsweise über verkehrsarme Nebenstraßen und bietet nicht nur eine optimale Streckenführung und Ausschilderung, sondern auch an 21 Standorten interessante Informationstafeln über die Geschichte der Oderbruchbahn.

Zusätzlich bestehen zahlreiche Optionen, den Oderbruchbahn-Radweg mit dem Radweg "Tour Brandenburg", dem "Oder-Neisse-Radweg", dem "Europaradweg R1" oder auch dem "Spreeradweg" zu verknüpfen.


Sehenswert entlang der Strecke sind:

- Schloss Steinhöfel,
- Kunstspeicher Friedersdorf mit Ausstellungen und Konzerten,
- Filmmuseum Golzow, hier kann man sich über das Langzeit-Filmprojekt „Die Kinder von Golzow“ informieren.
- Gedenkstätte Seelower Höhen (größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden).
- Schuhmachermuseum in Groß Neuendorf,
- Storchenmuseum in Altgaul.

In Letschin, in der Nähe des Bahnhofs, ist die Ausstellung zur Entwicklung der Eisenbahnstelltechnik mit vielen historischen und noch funktionstüchtigen Stellwerk-Systemen und der Möglichkeit, selbst "Hand anzulegen", sehr zu empfehlen. Aber auch über die Geschichte der Oderbruchbahn wird hier informiert.


Start Ziel Strecke [lm]
Müncheberg Wriezen 114,5
Müncheberg Fürstenwalde 35,2
Müncheberg Golzow 63,9
Fürstenwalde Wriezen 113,1



Oderbruchbahn

Preußische T3-Dampflokomotive


Der Bau der Oderbruchbahn begann 1910. Die Fertigstellung erfolgte zwischen 1911 und 1912 in mehreren Etappen. Die normalspurige Kleinbahn (1435 mm) erschloss zwischen Wriezen und Fürstenwalde verkehrstechnisch das obere Oderbruch, vorrangig für den Absatz landwirtschaftlicher Produkte.
Aber auch Reisende wurden in der Kleinbahn befördert. Mit Hilfe der Oderbruchbahn konnte nun auch die damalige Reichshauptstadt Berlin erreicht werden.
Die Oderbruchbahn war mit maximal 50 km/h unterweg. Die Bahnfahrt von Wriezen nach Fürstenwalde dauerte je nach Güteraufkommen gute 5 bis 7 Stunden..

Weil am Streckennetz der Oderbruchbahn 18 Zuckerfabriken des Oderbruchs angebunden waren, wurde die Kleinbahn auch "Rübenbahn" genannt.




Der überwiegend einheitliche Lokomotivpark bestand aus preußischen T3-Lokomotiven, die seit 1882 in 19 deutschen Lokomotivbauunternehmen hergestellt wurden und sich bei vielen anderen Kleinbahnen bewährt hatten. Später kamen auch Dieseltriebwagen zum Einsatz.

Die enormen Betriebskosten und notwendigen Investitionen für Erneuerungen sowie das Anwachsen des Straßenverkehrs verschlechterten zunehmend die Rentabilität, so daß ab 1965 die Steckenabschnitte etappenweise stillgelegt wurden. Ende 1971 kam das "Aus" für den letzten Abschnitt.


Streckenverläufe und Haltepunkte der Oderbruchbahn:

- Radweg (rot),
- Oderbruchbahn-Streckenverlauf (schwarz) mit Haltestationen.





Bahnstationen

Die Oderbruchbahn hatte 43 Bahnstationen. Entsprechend der jeweiligen verkehrstechnischen Bedeutung unterschieden sich die Bahnstationen in ihrer Ausführung. Charakteristisch für die Oderbruchbahn ist ein vom Landesbaurat Otto Techow (Leiter der Projektierung und Bauausführung) entworfener Bahnhofstypenbau, der den Anforderungen der Abfertigung von gemischten Zügen für Personen- und Güterverkehr entsprach. Der Bahnhofstypenbau wurde mit Warteraum für die Reisenden sowie mit einem Raum für den Fahrkartenverkauf und mit Güterschuppen für die Güterabfertigung versehen. Am Güterschuppen waren beidseitig zur Ladestraße und zum Bahnsteig Laderampen angeordnet.
Dieser Typenbau wurde an 20 Bahnstationen errichtet :

Neuendorf-Buchholz, Steinhöfel, Heinersdorf, Arensdorf, Falkenhagen, Lietzen Dorf, Diedersdorf, Seelow, Sachsendorf, Alt Tucheband, Golzow Dorf, Friedrichsaue, Genschmar, Rehfeld, Kienitz Dorf, Ortwig, Neubarnim, Neulewin, Kerstenbruch und Eichwerder.

Die größeren Bahnhöfe waren zweietagige Gebäude mit zusäztlich integriertem Stellwerk und Dienstwohnungen im Obergeschoß :

Wriezen, Groß Neuendorf, Zechin, Golzow, Dolgelin, Hasenfelde und Müncheberg.

Auf einigen kleinere Stationen waren lediglich Wellblechbuden mit einem Warteraum und einem Dienstraum mit Telefon-Anschluss aufgestellt:

Wollup, Kienitz Amt, Heinrichsdorf, Herrnhof und Alt-Bliesdorf.

Die restlichen Haltepunkte boten nur teilweise Unterstellmöglichkeiten.


Spuren der Oderbruchbahn

Im Prinzip ist nur noch ein Typenbau-Bahnhof ziemlich ursprünglich erhalten - und zwar in Seelow. Die anderen drei noch erhaltenen Bahnhöfe dieses Typs sind im Laufe der Zeit deutlich baulich verändert worden (Arensdorf, Diedersdorf, Neubarnim).

Die größeren Bahnhofsgebäude, bis auf die in Golzow und Dolgelin, befinden sich noch heute an ihrem Platz und wurden entweder als Wohnhaus umgebaut oder fristen ungenutzt ihr Dasein.



Oderbruchbahnhof Wriezen - 1920

Oderbruchbahnhof Wriezen - 2013




Oderbruchbahnhof Groß Neuendorf - 1958

Oderbruchbahnhof Groß Neuendorf - 2013




Oderbruchbahnhof Zechin - 1928

Oderbruchbahnhof Zechin - 2013




Oderbruchbahnhof Seelow - 1994 - Kleinbahnhof-Typenbau

Oderbruchbahnhof Seelow - 2013




Oderbruchbahnhof Arensdorf - 1927

Oderbruchbahnhof Arensdorf - 2013




Oderbruchbahnhof Hasenfelde - 1920

Oderbruchbahnhof Hasenfelde - 2013




Quelle :

L. Mayer, H. Regling / Die Oderbruchbahn / Transpress 1995,