Potsdam - Sachsen - Berlin      (489,4 km)



Nach einem erfüllten Berufsleben ist nun Zeit für Erinnerungen an die heimatlichen Wurzeln. In diesem Sinne haben wir eine Radtour von Potsdam über den R1-Radweg nach Sachsen (Mutzschen, Oschatz) und über den Dahme-Radweg zurück nach Berlin unternommen.
Überwiegend wurden für die Tour offizielle Radwege genutz :

- Pdm HBf - Bergwitz : R1-Radweg,
- Bergwitz - Bad Düben : Bln-Lpz-Radweg,
- Bad Düben - Neichen : Mulde-Radweg,
- Neichen - Strehla : Mulde-Elbe-Radweg,
- Strehla - Torgau : Elbe-Radweg,
- Torgau - Dahme : Regionale Radwege, Landstraßen,
- Dahme - Berlin : Dahme-Radweg.


Oschatz - Markplatz


Startpunkt der 1. Etappe war der Hauptbahnhof Potsdam. Von hier gehts es über die Lange Brücke (Friedrich-Ebert-Straße) in Richtung Zentrum zur Breiten Straße. Dann folgt die Tour dem R1-Radweg, der zu den Ufern des Templiner Sees und dem sich anschliessenden Schwielowsees führt. Schon haben wir die Stadt passiert und werden mit schönen Aus- und Einblicke in die Natur belohnt. Die Route führt weiter über Beelitz-Heilstätten, Belzig bis zum Tagesetappenziel Raben.

In Beelitz-Heilstätten passieren wir eine ehemalige Lungenheilstätte, die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin als Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Fläche von ca.200ha errichtet wurde und damals eine der modernsten Lungen-Kliniken war. In den Weltkriegen dienten die Heilstätten als Lazarett. Ab 1945 war die Heilstätte Militärhospital der Roten Armee. Nach dem Abzug der Roten Armee wurden zwar einige Gebäude saniert, doch infolge der Insolvenzen verschiedener Eigentümer ist leider ein großer Teil der historischen Anlage dem Verfall preisgegeben.


In Belzig besichtigen wir die Burg Eisenhardt mit Bergfried, der um 1200 errichtet wurde. Bei einer Höhe von 33m hat man einen schönen Blick auf Belzig und den Hohen Fläming.

In Raben beziehen wir unser Quartier in dem über 270 Jahre altem Gasthaus "Hemmerling", das in ununterbrochener Generationsfolge betrieben wird. Selbst Goethe und Napoleon sollen hier genächtigt haben. Ein weiterer Höhepunkt ist die von Raben aus per Spaziergang erreichbare Burg Rabenstein, die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert an diesem damals strategisch günstigen Standort erbaut wurde.



Wasserschloss Reinharz

Gut geschlafen und gestärkt geht es weiter auf dem R1-Radweg über Wittenberg bis Bergwitz und dann auf dem Berlin-Leipzig-Radweg bis zum Tagesetappenziel Bad Düben.
Die Tour führt durch das Zentrum von Wittenberg - unmittelbar am Marktplatz und am Alten Rathaus der Altstadt vorbei. Das Lutherdenkmal auf dem Markplatz erinnert an die untrennbare Verbundenheit des Names Luther's mit Wittenberg. In Wittenberg veröffentlichte Luther am 31.10.1517 seine 95 Thesen, die den Ablaßhandel anprangerten und die Behebung der Mißstände anmahnten. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der Reformation.

In Bergwitz verlassen wir den R1-Radweg und folgen dem Bln-Lpz-Radweg durch die Dübener Heide, dem größtem zusammenhängenden Mischwaldgebiet Mitteldeutschland, bis zum Tagesetappenziel Bad Düben.

In Reinharz inmitten von Wäldern treffen wir auf ein imposantes Wasserschloss, das zwischen 1690 und 1701 erbaut wurde.

In Bad Düben kommen wir im Hotel "National" unter. Eine Besonderheit der Stadt ist der Bestand verschiedenster historischer Mühlen - Obermühle (Wassermühle), Bockwindmühle, Stadtmühle und Schiffmühle am Fuße der Burg Düben.



Am nächsten Tag verläuft die Route auf dem Mulde-Radweg über Wurzen bis Neichen. Bei Gruna überqueren wir mit einer Personenfähre die doch recht forsch fliessende Mulde. In Neichen fahren wir auf dem "Mulde-Elbe-Radweg" weiter. Der Ort Neichen war der westlichste Endpunkt der Schmalspurbahn "Wilder Robert" (siehe Beschreibung weiter unten). Im Volksmund wurde die Kleinbahn auch als Bahn "Mutzschen-Mügeln- Mailand-Rom" bezeichnet. Der Radweg führt nun entlang der ehemaligen Kleinbahntrasse und auch auf wenig befahrenen Landstraßen zunächst nach Mutzschen, um dort Erinnerungen an die Kindheit Reveu passieren zu lassen ... und dann weiter nach Wermsdorf.


Schloss Mutzschen

Wermsdorf - Jagdschlossanlage Hubertusburg



Mutzschen ist eine typisch sächsische Ackerbürgerstadt und liegt zwischen zahlreichen Teichen und Wäldern, inmitten des sächsischen Burgenlandes. Die Geschichte des Ortes reicht nachweislich über 900 Jahre zurück. Mutzschen besitzt eine mittelalterliche Burg, die im 18. Jahrhundert zu einem herrschaftlichen Barockschloss mit Hungerturm umgebaut wurde.

Ab Mutzschen fahren wir wieder entlang der ehemaligen Kleinbahntrasse nach Wermsdorf. In Wermsdorf übernachten wir im Landhotel "Zum Goldnen Hirsch".

Wermsdorf besitzt gleich zwei imposante Schlösser, das Alte Jagdschloss, das 1607 bis 1610 errichtet und später im Stil der Renaissance um- und ausgebaut wurde und die große Jagdschlossanlage Hubertusburg im Stil des Barock. Die Schlossanlage Hubertusburg wurde von 1721 bis 1724 auf Befehl August des Starken errichtet und ist das größte und ehemals prächtigste Landschloss Europas. Zudem war es auch sächsisches Residenzschloss. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde Hubertusburg von preußischen Truppen restlos geplündert.
Wermsdorf bietet nicht nur die Schlösser, sondern ist auch von ausgedehnten Waldflächen und 26 künstlich angelegten Teichen, die der Fischzucht dienen, umgeben.



Am nächsten Tag ist zunächst Oschatz unser Ziel, um auch hier Stationen der Kindheit Reveu passieren zu lassen.Unterwegs besuchen wir noch in Collm eine über 1000 Jahre alte und mächtige Linde. Nach einer Schussfahrt vom Collmberg unternehmen wir noch einen Abstecher
zu den Ruinen des Wüsten Schloss "Osterland" kurz vor Oschatz.

Bereits 1238 erhielt Oschatz das Stadtrecht. Neben dem geschichtsträchtigen Stadtkern mit sehenswerten historischen Gebäuden ist auch die kleine Schmalspurbahn "Wilder Robert" eine besondere Attraktion. Im Jahre 1885 wurde das vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Gebiet entlang der Döllnitz über eine Schmalspurbahn an die Staatsbahn in Oschatz angeschlossen. Neben dem wirtschaftlich sehr bedeutenden Kaolin, das als weißes Pulver ein wichtiger Bestandteil der Porzellanproduktion ist, war der Transport von landwirtschaftlichen Produkten, vor allen Dingen Zuckerrüben, die Haupteinnahmequelle der Bahn. Der Personenverkehr beschränkte sich überwiegend auf die Strecken Oschatz-Mügeln und Mügeln-Wermsdorf. Noch heute wird der Dampfbetrieb mit dem "Wilden Robert" zu touristischen Zwecken durchgeführt.



Von Oschatz führt die Tour weiter über Strehla und dann entlang des Elbe-Radweges nach Torgau. Hier übernachten wir in der Pension "Altes Bootshaus", unmittelbar an der Elbe.

Torgau ist ein sehr schönes Renaissancestädtchen mit einer über eintausendjährigen Geschichte und war im 16. Jahrhundert das politische Zentrum in Sachsen und der Reformation. Bereits 1517 erfolgte auf Schloß Hartenfels heimlich der Druck der Wittenberger Thesen. 1521 predigte Luther zum ersten Mal in Torgau in der Schlosskirche auf Schloß Hartenfels. Bereits 1522 bekannte sich die gesamte Einwohnerschaft zur Reformation und zur Schließung von Klöstern.

In Torgau an der Elbe fand auch die historische Begegnung von 1945 zwischen amerikanischen und sowjetischen Soldaten statt.

Torgau - Schloss Hartenfels


Die vorletzte Etappe führt wieder auf gut befahrbaren Landstraßen über Herzberg nach Dahme und von dort auf dem Dahme-Radweg nach Golßen im Spreewald zum Hotel "Zur Spreewälderin". Zu Pfingsten hatten sich dort auch sehr viele Motoradfahrer eingefunden, die sich entgegen aller Erwartungen während der Schlafenszeit äusserst diszipliniert verhielten. Aus Golßen kommt auch die weit über den Grenzen bekannte "Spreewaldgurke" vom "Spreewaldhof".

Die letzte Etappe führt uns auf dem Dahme-Radweg fast bis nach Hause. Bis auf den Abschnitt Niederlehme bietet der Dahme-Radweg sehr gute Fahrbedingungen. In Niederlehme ist das Radfahren allerdings äusserst kritisch, da hier Radfahrer und Autos die Straßen gemeinsam nutzen müssen.


Fazit:

Die Radtour ist sehr zu empfehlen. Die Radwege in Brandenburg sind klasse. Auch der Streckenverlauf war landschaftlich sehr abwechslungsreich und schön - in Sachsen ist allerdings die Qualität der ausgewiesenen Radwege weit entfernt von der des Radwegenetzes in Brandenburg. Es schien, als ob an bestehenden Naturwanderwegen einfach ein Radwegeschild aufgestellt wurde. Teilweise waren die Wege auch mit losem Schotter aufgefüllt - einige Abfahrten waren so wirklich äusserst kritisch.


Datum Start Ziel Strecke [lm] Übernachtung
02.06.2014 Potsdam HBf Raben 76,1 Gasthaus "Hemmerling"
03.06.2014 Raben Bad Düben 78,6 Hotel "National"
04.06.2014 Bad Düben Wermsdorf 70,0 Landhotel "Zum Goldnen Hirsch"
05.06.2014 Wermsdorf Torgau 76,3 Gaststätte & Pension "Altes Bootshaus"
06.06.2014 Torgau Golßen 95,2 Hotel & Restaurant "Zur Spreewälderin"
07.06.2014 Golßen Hoppegarten 93,2  
       489,4  


Streckenverlauf :




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